Illustration: Eine stark schwitzende Person streicht sich mit der Hand die Haare aus der Stirn. Über ihr scheint die Sonne.

Hitzeschutz: Jetzt starten BGW magazin 2/2024

Längere und intensivere Hitzewellen in den Sommermonaten: Auch so macht sich der Klimawandel bemerkbar. Gleichzeitig wird der Schutz vor Belastungen durch sommerliche Hitze zunehmend zum Thema für den Arbeitsschutz. Nicht nur für Tätigkeiten im Freien, sondern auch für das Arbeiten in Innenräumen. 

Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass die Anzahl "heißer Tage" im Langzeittrend deutlich steigt. Nach einem Bericht des Umweltbundesamtes gab es in den Jahren 2003, 2015, 2018 und 2022 bereits jeweils zwischen 17 und 20 solcher Tage, an denen die Höchsttemperatur – gemittelt über ganz Deutschland – mindestens 30 °C betrug. Prognosen zufolge wird sich diese Entwicklung fortsetzen.

Vielfältige Risiken für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

Sommerliche Hitze kann sich sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche auswirken. Abgesehen von unmittelbar gefährlichen physischen Folgen wie Dehydrierung und Hitzeerkrankungen kann Sommerhitze unter anderem müde machen, die Konzentration stören, die Reizbarkeit erhöhen und die Stresstoleranz verringern. So sinkt die Leistungsfähigkeit und steigt die Unfallgefahr.

Illustration: Eine stark schwitzende Person streicht sich mit der Hand die Haare aus der Stirn.

Es wird heißer in Deutschland – hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsschutz.

Gleichzeitig lässt sich die Arbeit an heißen Tagen in vielen Bereichen des Gesundheitsdienstes und der Wohlfahrtspflege kaum reduzieren oder auf kühlere Zeiten verschieben. Ganz im Gegenteil: In manchen Arbeitsfeldern wie etwa der Pflege kommt erschwerend hinzu, dass Hitze auch die zu versorgenden Menschen belastet. Dort steigt dann zusätzlich das Arbeitsaufkommen. Zum Beispiel, weil Menschen mit bestimmten Erkrankungen besondere Rücksichtnahme oder mehr Unterstützung benötigen, häufiger Getränke gereicht werden müssen, die Medikamentengabe anzupassen ist. Auch herausforderndes wie zum Beispiel aggressives Verhalten kann hitzebedingt zunehmen und zusätzlich belasten.

Thema für den Arbeitsschutz

Im Jahr 2022 gab es eine repräsentative Umfrage des Spitzenverbands Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Etwa 49 Prozent der Befragten schätzten die Hitze bei der Arbeit im Freien als Risiko ein – und sogar rund 62 Prozent sahen Handlungsbedarf bei der Hitze in Innenräumen.

Technik bringt am meisten

Am effektivsten lassen sich Temperaturen von Gebäuden und Innenräumen technisch und baulich beeinflussen. Idealerweise versucht man zu verhindern, dass die sommerliche Wärme überhaupt ins Gebäude gelangt. Hier spielt vor allem die Gestaltung der Gebäudehülle eine Rolle. Dazu gehören unter anderem Sonnenschutzsysteme wie Jalousien, Rollos und Lamellenvorhänge. Aber auch fassadennahe Bepflanzung und das Entsiegeln gebäudenaher Außenflächen können dazu beitragen, dass die Sommerwärme draußen bleibt.

Um bereits ins Gebäude eingedrungene Wärme wieder hinauszuleiten, können zum Beispiel Klimaanlagen oder -geräte, Kühldecken oder Kühlwände sowie Nachtlüftung und Nachtauskühlung genutzt werden. Nicht reduzieren, aber unter Umständen erträglicher machen lassen sich Temperaturen im Gebäude durch Ventilatoren.

Natürlich hängt es von der konkreten Situation vor Ort ab, was dort jeweils technisch möglich ist. Manche Lösungen kommen nur beim Neu- oder Umbau infrage. Die grundlegenden Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz in Arbeitsstätten gelten aber auch für Bestandsgebäude.

Viele technische und bauliche Maßnahmen haben einen längeren Vorlauf. Zum Beispiel weil Fachleute hinzugezogen werden müssen oder Anschaffungen eine Weile dauern. Wichtig ist, das Thema rechtzeitig und wiederkehrend in den Blick zu nehmen – um beizeiten erforder­liche Maßnahmen einzuleiten.

Organisatorisches ebenfalls wichtig

Illustration: Person in kurzärmeligen Hemd trinkt Wasser aus einer Flasche.

Manche Maßnahmen gegen Hitze lassen sich schnell umsetzen – zum Beispiel ein Getränkeangebot für die Beschäftigten.

Wenn technische Maßnahmen zum Hitzeschutz nicht ausreichen, kommt die organisatorische Ebene ins Spiel. Dort lässt sich ebenfalls nicht alles kurzfristig umsetzen. Darum sollte man auch hier rechtzeitig mit der Vorbereitung starten. Ansatzpunkte sind zum Beispiel die Urlaubs- und Personalplanung, die Anpassung von Dienstplänen und die Organisation der Ersten Hilfe.

Schnell verwirklichen lässt sich eine ganz einfache Maßnahme, die aber längst noch nicht überall praktiziert wird: den Beschäftigten Trinkwasser oder andere geeignete Getränke bereitstellen. Bei Lufttemperaturen über 30 °C ist das sogar Pflicht des Arbeitgebers oder der Arbeitgeberin.

Systematisch vorgehen

Verschiedene Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten vor den Folgen sommerlicher Hitze finden sich in der Übersicht unten. Basis für das konkrete Vorgehen im Betrieb ist wie bei allen Arbeitsschutzthemen die gesetzlich vor­geschriebene Gefährdungsbeurteilung. Dort sind auch etwaige psychische Belastungen durch sommer­liche Hitze zu berücksichtigen.

Loslegen und am Ball bleiben

Es gibt also in Sachen Hitzeschutz für die Beschäftigten fortlaufend etwas zu tun. Von daher lohnt es sich, jetzt ins Thema einzusteigen – oder es wieder aufzunehmen und dranzubleiben: Der nächste Sommer kommt schon bald und auch der übernächste schneller, als man denkt.


Beispiele  für mögliche Schutzmaßnahmen

Hitzeschutz - Maßnahmen

Welche dieser und weiterer Schutzmaßnahmen jeweils infrage kommen, hängt von der individuellen Situation im Betrieb ab. Berücksichtigt werden sollte zudem immer die jeweilige Wirksamkeit der Maßnahmen. Diese ist auf der technischen und baulichen Ebene grundsätzlich am höchsten. An zweiter Stelle stehen die organisatorischen Maßnahmen. Erst dann folgen die personenbezogenen Schutzmaßnahmen.

Tipp: Eine Podcast-Folge zum Thema ist voraussichtlich ab 20. Mai verfügbar. 

Von: Sandra Bieler